Schulpartnerschaft zwischen dem Max-Planck-Gymnasium Trier und der iDSP
Schulpartnerschaft zwischen dem Max-Planck-Gymnasium Trier und der iDSP
Alles begann ungefähr gleichzeitig mit einem „wieso eigentlich nicht“ und einer Whatsapp-Nachricht.
„Wieso eigentlich haben wir keine Schulpartnerschaft mit einer Schule in Deutschland?“, fragte sich unser neuer Schulleiter, Dr. Gerrit Fischer, still und leise (und zumindest nicht mich). Währenddessen ein ganz alter Freund von mir und letztendlich später Kollege in Rheinland-Pfalz (aber natürlich auch aus „der schönsten Stadt der Welt“ 😊), mich per Whatsapp fragte, ob wir nicht auch mal was beruflich zusammen machen wollen, schließlich hätten wir das ja schon immer mal vorgehabt. Aus dieser Nachricht wurden Projektideen für einen großen historischen Längsschnitt durch 500 Jahre deutsch-französische Beziehungen, daraus wuchs die Erkenntnis, dass nicht nur Jens Kornmüller und Sven Radowitz gut zusammenarbeiten können, sondern auch Monika Keuthen und Markus Becker und eigentlich auch die Schulen und Städte viele Gemeinsamkeiten und dennoch Unterschiede haben, die sich gut ergänzen (wichtigste Stadt Frankreichs, älteste Stadt Deutschlands, beide auch mit Blick auf die andere Seite des Rheins, beide römische Verwaltungszentren, und heute Abibac, Erasmus und Excellenzsiegel). Und da ein solch großes Projekt mit Austausch und Besuch nicht mehr zu verheimlichten war, brauchten die beteiligten Kolleginnen und Kollegen das „grüne Licht“ ihrer Schulleitungen. Und diese, angetan von den fachlichen Ideen und den bereits bestehenden Kontakten, fragten sich dann „wieso eigentlich nicht“ – und aus dem Wunsch nach Zusammenarbeit von Geschichtskollegen wurde ganz frisch eine Schulpartnerschaft. Logischerweise war dann auch das Zusammentreffen des Geschichtsleistungskurses aus Trier mit der Klasse 11 der iDSP die erste Begegnung, von der hier berichtet werden soll – aber viele weitere sollen folgen.
Drei Tage werden 500 Jahren nicht gerecht – oder doch? Der Versuch, so viel Geschichte konzentriert in so wenig Unterrichtszeit zu gießen, braucht gute Leute, gute Orte und eine gute Portion Mut zur Improvisation, und genau davon soll hier berichtet werden:
„Gute Leute“
Erste Umsetzung einer neuen Schulpartnerschaft: Das Max-Planck-Gymnasium Trier und die iDSP beschließen Schulpartnerschaft und erforschen deutsch-französische Geschichte
Franz Kafka befand, Literatur müsse erschüttern wie ein Eispickel auf den Kopf, ganz so drastisch wählte Prof. Dr. Klaus Oschema seine Metapher nicht, aber das Wirkungsprinzip war doch ähnlich. Geschichte möge nicht nur in erster Linie die Vergangenheit ans Licht bringen und für die Gegenwart Erklärung liefern, sondern Geschichte soll den Blick weiten, ihn in eine völlig andere Richtung lenken, Gewissheiten in Frage stellen und so den Weg zu neuen Ufern bahnen. Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses des Max-Planck-Gymnasiums und der Klasse 11 der iDSP waren sicherlich von dieser Sichtweise auf ein “dröges”, quellenlastiges Fach überrascht. Demzufolge war der erste Tag des ersten Schulaustausches im Rahmen der ersten Schulpartnerschaft der iDSP mit einer deutschen Schule auch inhaltlich etwas besonderes.
Denn Klaus Oschema und sein Team um Niels May, Sven Ködel, Dr. Robert Heinze, Dr. Pauline Spychala, Corentin Marion machten Geschichte auf alternativen Entwicklungspfaden sichtbar.
So hätte die Entwicklung Burgunds den deutsch-französischen Gegensatz in Europa durchaus verhindern können, der Vierländer des 15. Jahrhunderts kann als Vorgänger des Euros betrachtet werden und Nation und Volk sind in Deutschland und Frankreich so unterschiedlich definiert, dass eine Übersetzung kaum möglich sei. Und überhaupt, Erasmus-Studis gab es offenbar schon Jahrhunderte vor dem Erasmusprogramm. Und eigentlich nur schon damit, war der ganze Lehrplan des Landes Baden-Württemberg und der Auslandsschulregion Westeuropa vom Eispickel zerstört, und Geschichte fängt eigentlich erst hier so richtig an.
Und zumindest die anwesenden Geschichtslehrer sowie ein großer Teil der SchülerInnen waren begeistert, Eispickel sind manchmal – zumindest als Methaper – so schlimm doch nicht.
„Gute Orte“
Nirgendwo lassen sich die deutsch-französischen Beziehungen an einem einzigen Ort so gut revuepassieren lassen wie in Versailles. Die beiden Schülergruppen erkundeten in gemischten Gruppen das Schloss und mussten auf den Absolutismus, den deutsch-französischen Krieg und die Ausrufung des Kaiserreichs, aber auch auf den Versailler Vertrag und die Zeit der Okkupation sowie die Staatsbesuche der Repräsentanten der BRD Acht geben. Diese durchaus anspruchsvolle Aufgabe wurde zuerst erschwert durch eine für den Monat Mai kaum zu erwartende Regenmenge. Als dieser sich dann lichtete, gab es als Belohnung ein skurriles „jeu de piste“, bei dem es galt, die Radikalisierung der französischen Revolution aufzuhalten. Obwohl niemand den König retten konnte, gab es vom in jeder Hinsicht bemerkenswerten und offenbar tief republikanischen Spielleiter Schokolade zur Belohnung für alle Fehlversuche.
„Gute Portion Mut“
Ohne Bus kommt man nicht zu den Landungsstränden in der Normandie – zumindest nicht als Klasse von Schülerinnen und Schülern ohne Führerschein. Und da der Bus völlig überraschend und wider Erwarten nicht kam, musste spontan ein Alternativprogramm her. Um die rote Linie nicht ganz zu verlieren, wurde spontan ein Besuch im „Musée de la Liberation“ organisiert, was sich als Glückgriff erwies, da dieses neue Museum eine ergreifende wie informative Ausstellung in schülergerechter Form bietet. Und anstelle der Landung beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler vor Ort mit den Massenverhaftungen der Pariser Juden im Sommer 1942 (Rafle du Vélodrome d’Hiver), was so unvorbereitet und unvermittelt noch mehr Mut erfordert, als einfach das Programm umzuwerfen.
Das Fazit aus diesen drei Tagen ist demzufolge äußerst positiv: Hätte jede Whatsapp-Nachricht derartige Folgen, hätte die App gar eine echte Daseinsberechtigung. Mal sehen, wann die nächste aus Trier eingeht…
Dr. Sven Radowitz
Internationale Deutsche Schule Paris (iDSP)
Ecole Allemande Internationale de Paris
18 Rue Pasteur
F-92210 Saint-Cloud
Eingang: 12 Rue Lelégard
E-Mail: info(a)idsp.fr
Tel.: +33 1 46.02.85.68
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